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Australian Open: Auch Ofner zieht nach 5-Satz-Krimi den Kürzeren

Österreichs aktuelle Nummer eins scheidet beim Grand-Slam-Turnier in Melbourne in Runde eins aus.
Verfasst von: Manuel Wachta, 16.01.2024
© GEPA pictures / Walter Luger
Sebastian Ofner

Die ÖTV-Herren machen es bei den Australian Open in Melbourne mächtig spannend! Ein Happy End hat es aus rot-weiß-roter Sicht allerdings auch am Dienstag nicht gegeben: Einen Tag nachdem Dominic Thiem (ATP 92) nach einem irren 4:59-Stunden-Krimi gegen den kanadischen Youngster Félix Auger-Aliassime (ATP 30) mit 3:6, 5:7, 7:6 (5), 7:5, 3:6 den Kürzeren gezogen hatte, musste sich mit Sebastian Ofner der zweite Österreicher im Einzel-Hauptfeld ebenfalls nach einer packenden Fünfsatz-Schlacht verabschieden. Der Steirer (ATP 37) unterlag am späten Vormittag nach MEZ in der John Cain Arena bei seinem Hauptbewerbsdebüt beim Grand-Slam-Turnier in Down Under dem australischen Hausherrn Thanasi Kokkinakis (ATP 80) nach 4:17 Stunden Spielzeit hauchdünn mit 6:7 (1), 6:2, 7:6 (4), 1:6, 6:7 und dabei mit 8:10 im Match Tiebreak des fünften Satzes. Damit ist Österreich im Melbourne Park bei den Erwachsenen heuer nur noch im Doppelbewerb vertreten. Dort erging es Sam Weissborn zum Auftakt nicht besser: Einige Minuten nach Ofner wurde auch der Wiener nicht für eine gute Leistung belohnt und verlor ebenso erst im alles entscheidenden Match Tiebreak. Er hatte mit dem Monegassen Romain Arneodo gegen die Italiener Simone Bolelli, seines Zeichens Australian-Open-Doppelchampion von 2015, und Andrea Vavassori mit 6:3, 3:6, 6:7 (7:10) das Nachsehen, trotz einer 4:1- und 5:3-Führung im Match Tiebreak.

Nuancen entscheiden gegen Ofner

Ofner konnte sich, über weite Strecken, wieder auf seinen stark verbesserten Aufschlag verlassen, servierte 15 Asse bei nur drei Doppelfehlern, Kokkinakis kam gar auf 26 Asse bei drei Doppelfehlern. Immer wieder punktete Ofner dank mächtigen Vorhandschlägen, erzielte alleine mit diesen bis knapp vor Matchende 35 Winner. Auch zeigte er früh in der Partie, warum er denn in der Statistik der „Pressure Points“ (Punkte in Drucksituationen) 2023 Nummer die vier der ATP-Tour war. Bei 1:2 wehrte er die ersten drei Breakbälle ab, zwei davon infolge gewaltiger erster Aufschläge sowie einen durch einen sehenswerten Full-Stretch-Rückhandvolley. Seinerseits ließ er jedoch bei 3:3 die erste gute Chance als Rückschläger liegen. So ging es ohne Breaks ins Tiebreak, wo Ofner dann zu viele leichte Fehler unterliefen, während Kokkinakis fehlerfrei agierte. Ofner blieb aber ruhig, fand im zweiten Satz wieder zu seinem Spiel, vergab bei 1:0 zunächst noch zwei Breakchancen, ehe er zum 4:2 sein erstes Break verzeichnen konnte. Dieses bestätigte er nach Abwehr einer Breakmöglichkeit und legte durch ein imposantes Returnspiel ein Doppelbreak zum Satzausgleich drauf. Er war jetzt exzellent im Spiel drin, brillierte mit teils spektakulären Punktschlägen und krachenden Returns.

Auch im dritten Durchgang präsentierte sich Ofner als der weit aktivere, risikobereitere Spieler, es ging jedoch ohne Breakgelegenheiten ins Tiebreak. Dieses gestaltete der St. Mareiner diesmal ungleich positiver als jenes im ersten Satz, erarbeitete sich rasch eine 5:1-Führung und transportierte diese zur 2:1-Satzführung. Erst zum Beginn des vierten Abschnitts vermochte Kokkinakis erstmalig Ofner zum 2:0 zu breaken, und das letztlich gar noch ein zweites Mal zum 5:1. Bei Österreichs aktuellem Spitzenspieler lief in dieser Phase nicht viel zusammen, in bloß 29 Minuten war der vierte Satz gelaufen. Im fünften Durchgang dominierten abermals die Aufschläger, zum dritten Mal ging es ohne Breaks und zum zweiten Mal überhaupt ohne Breakmöglichkeit ins Tiebreak, bei den Australian Open im fünften Satz als alles entscheidendes Match Tiebreak bis zehn Punkte gespielt. Dort gaben lediglich Nuancen den Ausschlag zugunsten von Kokkinakis: Zweimal konnte Ofner ein Minibreak noch aufholen, aus einer 7:6-Führung wurde aber ein 7:9. Das dritte kassierte Minibreak war nicht mehr wettzumachen: Durch einen Servicewinner beendete „The Kokk“ das Match, zur Freude des Hexenkessels im drittgrößten Stadion der Anlage.

„Würde mich vielleicht ein bisschen mehr trauen“

„Wenn es noch einmal so wäre, würde ich mich vielleicht ein bisschen mehr trauen, vor allem im Match Tiebreak eine Spur aggressiver spielen“, sagte Ofner gemäß sport.orf.at nach seinem so knappen Aus. Allzu viel konnte er sich allerdings nicht vorwerfen: „Es ist immer schwierig nach so einem Match, weil eigentlich nicht so viel falsch gelaufen ist“ – und dennoch klappte es nicht mit dem heißersehnten Erfolgserlebnis. Seine Erkenntnis: „Das Größte, was man mitnehmen kann, ist, dass man immerzu dranbleiben muss, egal was passiert. Es kann sich immer drehen. Egal ob man sich schlecht oder gut fühlt, man muss schauen, dass man vielleicht irgendwie über so eine Partie drüber kommt.“ Trotz seiner Niederlage und der starken Heimstimmung habe es ihm „viel mehr Spaß gemacht, auf dem Platz zu stehen, wenn man solche Zuschauer hat. Man muss sagen, dass sie größtenteils echt fair waren. Sobald es losgegangen ist, war Ruhe, von dem her war das echt in Ordnung.“ Absolut n Ordnung ist auch seine Auslosung für die Doppelkonkurrenz, die ihm jetzt noch bleibt. Mit dem Franzosen Alexandre Müller eröffnet er voraussichtlich donnerstags gegen den Argentinier Sebastián Báez und den Brasilianer Thiago Seyboth Wild und somit gegen ebenfalls zwei Einzelspezialisten.

| GEPA pictures / Walter Luger

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