Burgenländischer Tennisverband
Rollstuhltennis Allgemeine Klasse Turniere

Topfinals bei den Burgenland Energie ÖTV-Staatsmeisterschaften

Lukas Neumayer gegen Filip Misolic und Julia Grabher gegen Melanie Klaffner lauten die Endspiele in Oberpullendorf.
Verfasst von: Manuel Wachta, 02.07.2022
© | GEPA pictures/ Johannes Friedl
Lukas Neumayer

Der Halbfinaltag bei den Burgenland Energie ÖTV-Staatsmeisterschaften ist geschlagen – und hat zwei absolute Topfinals mit sich gebracht. Sowohl bei den Herren als auch bei den Damen haben sich beim TC Sport-Hotel-Kurz in Oberpullendorf am Samstag die (laut ÖTV-Rangliste) stärksten im Bewerb verbliebenen Spielerinnen und Spieler durchgesetzt. Die Männer erhalten ein regelrechtes NextGen-Endspiel: Der 19-jährige Salzburger Lukas Neumayer fordert am Sonntag nicht vor 12:30 Uhr auf dem Centercourt den 20-jährigen Steirer Filip Misolic. Zuvor findet ab 11:00 Uhr das Finale bei den Frauen statt, zwischen zwei Mitgliedern aus dem ÖTV-Billie-Jean-King-Cup-Team: Die topgesetzte Julia Grabher aus Vorarlberg trifft erwartungsgemäß auf die zweitgereihte Oberösterreicherin Melanie Klaffner. Bereits ab 9:00 Uhr wird das Herrentitelmatch im Rollstuhltennis ausgetragen: Der ungesetzte Thomas Mossier bekommt es hier mit der Nummer eins Österreichs, dem hohen Turnierfavoriten Nico Langmann, zu tun. Die drei Finalpartien werden live auf ORF SPORT+ übertragen, zudem im Livestream auf oetv.tv. Später folgt dann noch das Finale der Topgereihten im Rollstuhltennis-Herrendoppel: Langmann und Jungtalent Maximilian Taucher spielen gegen Mossier und Thomas Flax. Auch der Quad-Bewerb wird im letzten Gruppenspiel zwischen Roman Zechmeister und Peter Tatschl entschieden.

Neuer Staatsmeister bei den Herren sicher

Bei immer noch sehr warmen, aber weit kühleren Temperaturen als in den letzten Tagen machte Neumayer (STV/4) am Samstag um 10:00 Uhr den Anfang gegen Neil Oberleitner (WTV/8), der am Freitag vom Nichtantritt des Vorjahressiegers Sebastian Ofner (STTV/3) profitiert hatte. Der drei Jahre Jüngere ließ dabei zu keiner Zeit Zweifel am Ausgang der Partie aufkommen und setzte sich gegen den Wiener glatt mit 6:2, 6:1 durch. „Er hat mir gar keine Luft gelassen, um mein Spiel zu spielen. Mein aggressives Spiel konnte ich ihm nicht aufzwingen“, bekannte Oberleitner im Interview mit ORF SPORT+, „er hat mich vom Service und vom ersten Ball weg unter Druck gesetzt. Ich konnte dann nicht wirklich den Weg ans Netz finden. Und wenn ich dann mal die Chance hatte, habe ich ein paar Fehler gemacht. Ich habe heute sicher nicht mein bestes Tennis gespielt.“ Nicht so leicht sei es ihm zudem gefallen, gegen einen Freund zu spielen. Da erging es Neumayer sehr ähnlich – trotzdem glückte ihm „eine richtig gute Leistung. Ich habe dort weitergemacht, wo ich gestern aufgehört habe. Ich habe das, was ich mir vorgenommen habe, gut umgesetzt – und wenige Eigenfehler gemacht.“ Womit nur noch ein Schritt zu einem Titel fehlt, der in seiner Sammlung einen großen Stellenwert einnehmen würde: „So ein Staatsmeistertitel war eigentlich vorm Jahr immer das Ziel, das wäre schon sehr cool“, versicherte er beim Gespräch mit dem ÖTV.

Vor seinem Finalgegner zeigte Neumayer reichlich Respekt: „Filip spielt eine richtig gute Saison, richtig solide, macht wenig Blödsinn. Aber ich konzentriere mich auf mein Spiel.“ Richtig solide war Misolic in seiner Vorschlussrunde, beim 6:2, 6:3 über Vorjahresfinalist Max Neuchrist (WTV/5). Ein sensationeller Vorhand-Cross-Winner bzw. zwei Doppelfehler seines Gegners brachten ihm ein schnelles Break zum 3:1, das er nach 15:40 bestätigen konnte, danach lief alles klar in seine Richtung. Bis zum Schluss ließ Misolic nichts mehr anbrennen. Neuchrist sah nach der Begegnung „viele Ansätze“, wie er es besser machen hätte können: „Angefangen bei meinem Aufschlag, der zu unsolide war, ein zu niedriges Percentage. Und dann habe ich, glaube ich, wirklich in jedem Returngame zwei unnötige Returnfehler gemacht.“ Es sei ihm nicht gelungen, die Begegnung von Beginn weg offen zu halten: „Wenn ich ihm von Vornherein mit Doppelfehlern das Break herschenke, da ist er zu gut, da hat man am Ende keine Chance.“ Misolic dagegen zeigte sich, gleichfalls im TV-Interview, „sehr zufrieden, von Anfang an aktiv von hinten gespielt.“ Bei seiner guten Entwicklung sei auch seine Arbeit mit ÖTV-Sportdirektor und -Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer „sehr wichtig. Ich habe ein Riesenvertrauen in ihn.“ Gegen Neumayer, mit dem er sehr gut befreundet sei, erwarte er nun „ein sehr spannendes Match.“ Für ihn „wäre das ein Traum, dass ich die Allgemeine Klasse bei Österreichischen Staatsmeisterschaften gewinne“, sagte er dem ÖTV. Fest steht bereits, dass Tennis-Österreich jedenfalls einen neuen Herren-Staatsmeister erleben wird, denn für beide wäre der Erfolg eine Premiere.

Klaffner hat gegen Grabher „überhaupt nichts zu verlieren“

Bei den Damen ist indes bereits vorm finalen Showdown klar, dass eine der Finalistinnen künftig dreifache Österreichische Staatsmeisterin sein wird, denn sowohl Grabher (2014 und 2020) als auch Klaffner (2018 und 2019) halten derzeit jeweils bei zwei Erfolgen bei den nationalen Titelspielen. Grabher musste jedoch, nach zwei 6:0,-6:0-Siegen, an ihrem 26. Geburtstag, zu dem sie von der Hausherrin Ella Kurz und ÖTV-Sportkoordinatorin und -Billie-Jean-King-Cup-Kapitänin Marion Maruska noch auf dem Platz einen Blumenstrauß erhielt, zunächst schwer kämpfen, holte im ersten Satz sogar ein 1:4 mit Doppelbreak und ein 3:5 auf – nur um im Tiebreak den Kürzeren zu ziehen. Dann näherte sie sich aber allmählich wieder ihrer Normalform und gab in der weiteren Folge nur mehr ein Game ab. Zudem sei Karner nach zwei extrem langen, anstrengenden Partien an den Tagen zuvor im zweiten und dritten Satz dann „langsam der Saft ausgegangen – was eh normal ist, wenn man so lang auf dem Platz steht.“ Der erste Satz sei jedoch „ganz gut“ gewesen: „Ich glaube, dass meine Eigenfehler relativ niedrig waren. Und ich glaube, das war auch das Problem im zweiten und im dritten Satz. Durch diese vielen Eigenfehler ist das Match dann halt weggerutscht.“ Grabher befand dagegen ebenfalls im TV-Interview, „richtig schlecht in die Partie gestartet“ zu sein. „Ich war ein bisschen nervös“, gab sie zu, „im zweiten Satz bin ich dann lockerer geworden und habe mein Spiel gespielt.“

Den Grund für die Nervosität sah Österreichs Nummer eins darin, dass es doch immerhin das Halbfinale sei – und dass sie Karner als ihre Trainingspartnerin in der Südstadt sehr gut kenne: „Deswegen war ich vielleicht ein bisschen angespannter als die Tage zuvor.“ Bei 1:4 im ersten Satz hatte Grabher ein Medical Timeout benötigt: „Ich habe heute mein Knie bisserl gespürt, ich habe da eine Entzündung.“ Die an diesem Tag etwas stärker zu spüren gewesen sei, für das Finale aber kein allzu großes Problem sein sollte. Sie werde nun „alles dran setzen“, ihren dritten Titel zu holen: „Genau deswegen bin ich die Woche hier“, sagte sie dem ÖTV. Im Endspiel möchte sie sich auf ihr eigenes Spiel konzentrieren – und wird gegen Klaffner eine gute Leistung benötigen, nachdem die 31-Jährige wieder mit einer extrem fokussierten, fehlerarmen Leistung überzeugte, beim 6:1, 6:0 über eine viel zu fehlerhafte Veronika Bokor (NÖTV/4). „Ich habe mir ein taffes Match erwartet. Ich gehe immer mit viel Respekt hinein, weil ich erwarte, dass die anderen auch gut spielen. Aber ich bin froh, dass es dieses Mal so leicht gegangen ist. Ich habe gut serviert, clever gespielt, das hat ihr halt nicht so getaugt“, erklärte Klaffner gegenüber dem ÖTV. Gegen Grabher habe sie „überhaupt nichts zu verlieren, Julia ist in bester Form. Ich freue mich, dass ich gegen eine Top-150-Spielerin spielen darf, denn das habe ich auch nicht jeden Tag.“ Im Tennis sei jedoch alles möglich: „Ich werde einfach um jeden Punkt kämpfen.“

Doppel-Double für Dshandshgava und Pichler

Bokor freute sich über ihr starkes Gesamtabschneiden, nach längerer Verletzungspause im Frühjahr, war aber natürlich ob der glatten Halbfinalniederlage enttäuscht: „Ich habe mir vorgenommen, aktiv zu spielen. Denn sonst war mir klar, dass es solch eine Klatsche wird, wie sie jetzt herausgekommen ist. Ich habe die ersten vier bis fünf Games auch so gespielt, aber dann auch die Fehler gemacht und mich dann nicht mehr getraut und war im Kopf dann komplett weg, habe mich extrem leer gefühlt.“ Im Doppelfinale lief’s für sie zwar spielerisch wieder besser, ein Happy End gab es für Bokor aber auch hier mit Alina Michalitsch (NÖTV) nicht: Der Titel ging mit 6:7, 6:3 und 10:8 im Match Tiebreak nur ganz knapp an Selina Pichler und Irina Dshandshgava (beide NÖTV). Deren Freude enorm war: „Das ist schon etwas Besonderes. Vor allem mit Irina – da kann man sich keine bessere Doppelpartnerin wünschen“, befand Pichler. Im Herren-Doppelfinale kam es ebenso zum Duell der Topgesetzten, und auch hier setzte sich überraschend das Nummer-zwei-Paar durch: Lokalmatador David Pichler (BTV) und Patrick Ofner (KTV) bezwangen den äußerst doppelstarken Oberleitner und Neumayer mit 6:1, 7:5. „Trotz des Ergebnisses war es ein sehr enges Match, am Schluss war es brutal eng“, meinte Ofner. „Wir sind sehr glücklich, dass wir das heuer wieder geschafft haben.“

Bemerkenswert war, dass Dshandshgava und Pichler damit beiden zugleich ein seltenes Doppel-Double glückte. Denn sie hatten zuvor auch schon das Mixed-Doppelfinale gegen das Geschwisterpaar Gregor und Nadja Ramskogler (OÖTV) 4:0, 4:3 für sich entschieden, übrigens ebenfalls in einem Endspiel der topgesetzten Paarungen. „Es ist ein Wahnsinn, zweimal Doppel-Staatsmeisterin zu werden. Es bessert halt alles ein bisschen aus, was daneben schiefgegangen ist“, spielte Dshandshgava lächelnd auf den Auftritt im Einzel-Achtelfinale an – wo sie beim bitteren 0:6, 0:6 gegen Grabher gerade mal sieben Punkte verbucht hatte. „Es ist so sicher, mit David zu spielen, denn ich kann mich immer auf ihn verlassen“, lobte sie ihren starken Mixed-Doppelpartner. „Egal, was ich mache: Er macht es eh wieder gut“, lachte Dshandshgava. Pichler gab das Kompliment zurück: „Mit Irina habe ich im letzten Jahr auch schon zusammen gewonnen. Ich glaube, das klappt ganz gut. Wir haben das ganze Turnier wirklich gut harmoniert. Irina serviert wirklich bombe, und dann ist es natürlich einfacher am Netz.“ Überraschter war der Burgenländer über den Heimerfolg im Herrendoppel: „Sensationell, dass wir das gewonnen haben, denn ich glaube, wir waren glasklare Außenseiter gegen die zwei. Aber Patrick und ich sind super eingespielt. Im Finale haben wir unser bestes Tennis gezeigt.“ Das Doppel-Double hätte er auch vorm Turnier „auf jeden Fall genommen. Aber ich wäre im Einzel natürlich gerne weitergekommen. Alles in allem hat es trotzdem gepasst“, resümierte Pichler zufrieden.

Hier alle Ergebnisse von den Burgenland Energie ÖTV-Staatsmeisterschaften in Oberpullendorf.

Hier alle Rollstuhltennis-Ergebnisse von den Burgenland Energie ÖTV-Staatsmeisterschaften in Oberpullendorf.

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