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Generali Open Kitzbühel: Ofner niedergerungen – Thiem beißt sich ins Viertelfinale

Die Thiem-Mania in Tirol geht weiter: Der Sieger von 2019 steht beim ATP-Heimturnier unter den letzten Acht.
Verfasst von: Manuel Wachta, 27.07.2022
© GEPA pictures/ Patrick Steiner

Ein abermals fast ausverkauftes Stadion hat am TC Kitzbühel ein spannendes, rot-weiß-rotes Achtelfinalduell beim Generali Open Kitzbühel erlebt. Letztlich hat sich der Favorit aber durchgesetzt: Dominic Thiem ist beim ATP-250-Heimturnier in Tirol ins Viertelfinale eingezogen. Der Niederösterreicher (ATP 199), der nach seiner langen Verletzungspause lediglich per Protected Ranking im Hauptbewerb steht, rang den Steirer Sebastian Ofner (ATP 235) am Mittwochabend nach knapp 1:58 Stunden Spielzeit mit 6:2, 3:6, 6:3 nieder. Im Kampf um einen Platz im Halbfinale spielt der US-Open-Gewinner von 2020 damit am Donnerstag, um nicht vor 15:00 Uhr, gegen den Deutschen Yannick Hanfmann (ATP 140) – immerhin Finalist aus dem Jahr 2020. Im Anschluss wird Filip Misolic aufschlagen: Der Steirer hatte zuvor bei seinem ATP-Debüt ebenfalls das Viertelfinale erreicht. Es ist das dritte Mal nach den Jahren 2016 und 2017, dass seit dem ATP-Comeback von Kitzbühel 2011 zwei Österreicher im Viertelfinale stehen. Sollten beide weiter siegen, könnten das erste Mal seit dem Neustart zwei Lokalmatadore in der Vorschlussrunde vertreten sein.

Thiem: „… dann hätte er sicher gewonnen“

Thiem hatte sich gegen seinen regelmäßigen Sparringpartner Ofner in Kitzbühel 2019 im Achtelfinale damals mit 6:3, 6:2 behauptet, auf seinem Weg zum Turniersieg. Am dritten Hauptbewerbstag schien der Lichtenwörther dieses Mal zunächst Kurs auf ein ähnliches Resultat zu nehmen, der Schützling von Nicolas Massu startet gleich mit einem Break zu null und legte, nach Chancen auf beiden Seiten, das vorentscheidende Doppelbreak zum 5:2 drauf. Aber ähnlich wie am Vortag, bei seinem großartigen Sieg über den ehemaligen Weltranglistensiebten Richard Gasquet, steigerte sich Ofner ab dem zweiten Durchgang deutlich. Die Gelegenheiten für Thiem als Rückschläger blieben plötzlich aus, eine kleine Schwächephase von ihm nützte sein Landsmann im sechsten Game gekonnt aus, zeigte dann sein bestes Tennis. Und als Thiem zu Beginn des dritten Satzes nach 40:0-Führung mit zwei Doppelfehlern zum Abschluss sofort wieder seinen Aufschlag abgab, drohte die Partie gar zu kippen.

Sogar noch ein zweites Mal erarbeitete sich Ofner, vor Ort betreut von Stefan Rettl, eine 2:1-Breakführung. Thiem fing sich aber, schaffte beide Male umgehend das Rebreak und schlug im Finish ein weiteres Mal zum 5:3 zu – und servierte, nach kurzem Zittern, trotz 15:40-Rückstand aus. „Ich bin sehr glücklich, dass ich hier gewinnen konnte“, bekannte Thiem beim Siegerinterview. „Aber es war sehr unterschiedlich zu gestern, und ich habe mir schwergetan, mich anzupassen. Es war nicht einfach, gegen Sebastian zu spielen – aber ich bin froh, dass ich das Match gewonnen habe.“ Dem Ex-Weltranglistendritten sei auch die ungemein heikle Lage am Anfang des dritten Satzes vollauf bewusst gewesen: „Es war heute so eng. Wenn ‚Ofi’ hier das Service hält und davonzieht, dann hätte er das sicher gewonnen.“ Probleme mit dem Fokus wie in anderen, vergangenen Partien zuletzt habe er diesmal jedoch nicht gehabt: „Es war nur eine kurze Schwächephase im zweiten Satz, wo er dann sofort das Break gemacht hat und die er gut ausgenutzt hat. Und dann war ganz plötzlich die Situation so, dass aus einem Match, das ich unter Kontrolle hatte, eines geworden ist, das völlig offen ist.“

Ofner: „Gegen Dominic kann man verlieren“

Thiem selbstkritisch: „Ich glaube, dass ich heute generell ein bisschen zu passiv war, zu wenig selbst die Punkte kontrolliert habe, zu viel ihm die Kontrolle überlassen habe. Am Ende war es ein richtig enger Fight, und ich bin glücklich, dass ich irgendwie einen Weg gefunden habe, das Match zu gewinnen.“ Erst durch das erneute Rebreak zum 2:2 habe er im dritten Satz gemerkt: „Es geht wieder in die richtige Richtung.“ In seinem nunmehr dritten ATP-Viertelfinale in Folge nach Bastad (Aus im Viertelfinale) und Gstaad (Aus im Halbfinale) wartet auf ihn mit Hanfmann Neuland: „Ich habe noch nie gegen ihn gespielt. Aber von seinen Resultaten her ist er sicherlich ein Spieler, der sich in dieser Höhenlage wohlfühlt. Er hat in Gstaad schon mal Finale gespielt, hier 2020. Ich habe seinen ersten Satz gegen Gerald Melzer gesehen: Serviert gut, geht sehr, sehr gut nach. Das heißt, ich werde wahrscheinlich nicht so viel Rhythmus bekommen – aber ich muss schauen, dass ich mich für morgen gut vorbereite und dass ich vielleicht auch ein bisschen lockerer im ganzen Match bin.“ Die Situation gegen Ofner sei für ihn doch eine spezielle gewesen.

Dieser zeigte sich indes nach seiner Niederlage gegen Thiem „ein bisschen“ überrascht, nach dem deutlichen ersten Satz doch noch Siegchancen erhalten zu haben. „Im ersten Satz bin ich schlecht gestartet – ich war ein bisserl nervös und habe generell ein bisserl mit dem Aufschlag gestruggelt.“ Aber er habe versucht, dranzubleiben, auf eine Chance zu warten – „die hat sich ergeben, die habe ich genutzt. Aber ich finde, er hat im dritten Satz echt gut returniert, mir keinen freien Punkt bei meinem Aufschlag gegeben. Das ist für mich dann doch ein bisschen zach gewesen.“ Das Erlebnis auf dem Center Court war das dahingegen keineswegs: „Es war ein sehr faires Publikum, für beide Seiten. Von dem her war die Stimmung echt super.“ Auch seine Gesamtbilanz fiel sehr positiv aus, zumal er sich zuvor auch eindrucksvoll durch zwei harte Qualifikationsrunden gearbeitet hatte: „Es war dennoch alles in allem ein sehr gutes Turnier von mir. Es war heute schade, klar, aber gegen Dominic kann man trotzdem verlieren.“ Generell sei er mit seinen Leistungen seit seinem Comeback nach seiner letztjährigen Fußoperation sehr zufrieden, allerdings blühe ihm im Herbst noch eine Nachbehandlung, die zumindest zwei Monate Pause nach sich ziehen dürfte – weil Ofner seit vielen Wochen nur mit Schmerzmitteln spielen kann.

Hier alle Ergebnisse des ATP-Turniers in Kitzbühel.

© GEPA pictures/ Patrick Steiner

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