„Anpassungen sind notwendig“
Nachdem die Spitzenspieler des ÖTV schon am vergangenen Montag ihr Training wieder aufnehmen durften, dürfen Hobby- und Amateursportler ab 1. Mai wieder zum Schläger greifen. Wie wichtig ist diese Lockerung der Regierung für die Tennisszene?
Günter Kurz: Dieser Entschluss ist für uns Tennisspieler essenziell wichtig. Ich glaube, dass die Bewegung im Freien nicht nur eine willkommene, sondern in der aktuellen Situation mittlerweile sogar eine nötige Abwechslung im Alltag ist.
Ergibt sich für Tennis durch den Umstand, dass andere Sportarten derzeit nicht betrieben werden können, sogar die Chance in der Breite zu wachsen?
Kurz: So weit will ich noch gar nicht denken. Natürlich könnte es jetzt passieren, dass Sportinteressierte zum Schläger greifen oder Personen, die in der Kindheit Tennis erlernt und gespielt haben, wieder zurückfinden.
Wie der Alltag wird auch Tennis im Jahr 2020 etwas anders als gewohnt ablaufen. Auf welche Richtlinien müssen sich Spieler und Vereine gefasst machen?
Kurz: Vorweg: Als Vizepräsident des ÖTV bin ich in einer Arbeitsgruppe, die sich um die Erstellung der Richtlinien kümmert. In dieser Woche soll das Dokument fertiggestellt werden. Diese Aufgabe wird sehr ernst genommen, verschiedenste Vertreter – wie Funktionäre, Trainer und Generalsekretäre der Verbände, sind miteingebunden. Wir haben uns intensiv damit beschäftigt, wie Vereins-, Spiel- und Trainingsbetrieb aussehen sollen, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
Desinfektionsspender und große Abstände zwischen den Bänken werden auf den Plätzen Usus sein. Müssen die Vereine wie kolportiert die Möglichkeit für Online-Buchungen schaffen? Das würde Kosten verursachen.
Kurz: Da kann ich entwarnen. Das Tennisplatzbelegungssystem muss nicht elektronisch sein. Gewährleistet muss sein, dass möglicher Körperkontakt beim Reservieren der Plätze zu anderen Personen zu vermeiden ist. Es kann also theoretisch auch per Telefon, Aushang oder Sonstigem organisiert werden.
Vorerst ist nur vom Trainingsbetrieb die Rede. International wurde der Turnierbetrieb bis 13. Juli ausgesetzt. Gibt es Hoffnung auf nationale Meisterschaftsspiele und Turniere in absehbarer Zeit?
Kurz: Trainieren und miteinander spielen ist, unter den vorgegebenen Verhaltensregeln, erlaubt. Für die Mannschaftsmeisterschaft wird der Termin Ende Mai/Anfang Juni, also zwei Wochen später als geplant, anvisiert. Ob das möglich ist, hängt natürlich vom Verlauf der Infektionszahlen und daraus resultierend von den Vorgaben der Bundesregierung ab.
In einer Verbands-Info ist von möglichen Anpassungen, wie Spieltermine, geänderter Modus sowie Aussetzen von Auf- und Abstieg die Rede. Wie weit ist man hier schon?
Kurz: Der aktuelle Fahrplan ist alles andere als in Stein gemeißelt. Sicher ist nur, dass es bis Ende Mai weder Meisterschaftsspiele noch Turniere geben wird. Doppelspiele wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch keine geben können. Daher wird man einen veränderten Modus sowie eine Lösung betreffend der Wertung der Ergebnisse überlegen müssen. Auch das Thema Auf- und Abstieg muss man sich anschauen. Ich möchte da unserem Wettspielausschuss (Anm.: Astrid Lörincz, Markus Pingitzer, Harald Kicker und Klaus Kojnek), der sehr gute Arbeit leistet, aber nicht vorgreifen.
Zur Mannschaftsmeisterschaft gehört auch das gesellige Zusammensitzen nach dem Spiel. Wird es in dieser Sache eine Weisung seitens des Verbandes geben?
Kurz: In den Sicherheitsmaßnahmen und Verhaltensregeln Covid-19, die wir gerade erarbeiten, ist verankert, dass Clubräume, Garderoben und weitere Räumlichkeiten außer WC-Anlagen geschlossen bleiben. Getränkeautomaten oder Kühlschränke mit Geldeinwurf dürfen aufgestellt werden. Außerdem wird festgehalten, dass das Verweilen auf der Anlage nur für Tennis-Ausübung erlaubt ist.
Damit entgehen den Klubs Einnahmen aus den Kantinen. Wird es BTV-Unterstützungen geben?
Kurz: Wir können den Vereinen nur durch Stundungen der Mitgliedsbeiträge helfen, da wir als Verband nicht über die finanziellen Möglichkeiten für Hilfspakete verfügen.
Im Fußball herrscht nach dem Abbruch der Meisterschaft derzeit große Aufregung. Können Sie die Stimmungslage im Tennis, wo noch nicht um Punkte gekämpft wurde, beschreiben?
Kurz: Natürlich erhalten wir derzeit sehr viele Nachrichten und Anrufe. Die Stimmung in den Vereinen ist sehr unterschiedlich. Einige wenige möchten aufgrund der aktuellen Situation keine Mannschaftsmeisterschaft spielen. Es handelt sich dabei vorwiegend um Seniorenteams. Die meisten Klubs wollen Meisterschaft unter „sicheren“ Bedingungen. Diese gilt es nun in ein Regulativ zu gießen, aber aufgrund der wechselnden Rahmenbedingungen seitens der Regierung müssen wir diese ständig anpassen.
Was passiert mit Klubs, die nicht Meisterschaft spielen wollen?
Kurz: Besondere Zeiten bringen besondere Maßnahmen mit sich. Sollte ein Verein heuer nicht teilnehmen wollen, wird das sanktionslos bleiben – vorausgesetzt natürlich, dass die Vereine zeitgerecht zurückziehen. Möglicherweise wird es heuer aber keine Absteiger geben, daher würde sich auch der Druck auf die Klubs verringern. Diese Anpassungen wurden aber an den Wettspielausschuss delegiert. Alle Informationen und Termine werden noch rechtzeitig bekanntgegeben.
Die Senioren bilden eine nicht unwesentliche Gruppe der Tennisszene, zählen aber natürlich in der Corona-Krise zur Risikogruppe. Wird die Meisterschaft heuer ausgesetzt?
Kurz: Die Bewerbe sind noch nicht definitiv abgesagt, sondern vorerst in den Herbst verschoben. Wir werden spätestens Ende Juli nach Rücksprache mit den Seniorenvertretern weitere Entscheidungen treffen.
Reaktionen der Vereine:
„Toll, dass Tennis eine der wenigen Sportarten ist, die die Freigabe zur Ausführung erhalten hat. In der ersten Phase ist eher das Miteinanderspielen gemeint, als gleich in den Wettkampfmodus zu verfallen. Wir müssen darauf achten, dass wir sorgsam mit den Verhaltensregeln umgehen: ohne Druck, aber mit Spaß an der Bewegung spielen.“
Markus Pingitzer, BTV-Generalsekretär
„Derzeit gehe ich davon aus, dass wir mit der Landesliga Herren A erst Anfang Juni beginnen.“
Klaus Kojnek, Mannschaftsführer des UTC Oberwart I, Vizepräsident und Kassier des BTV
„Ich persönlich gehe davon aus, dass es im Frühjahr und Sommer keine Meisterschaft geben wird. Einzig die 35-Bewerbe könnten vielleicht im August gehen. Bei uns sind derzeit alle Aktivitäten eingestellt. Wenn sowohl Sanitäranlagen als auch die Kantine nicht genutzt werden kann, wird es schwierig, eine Meisterschaft austragen zu können.“
Thomas Horvath, Obmann der TG Rohrbach/Teich
„Nach der Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch haben wir ein Infoschreiben an die Mitglieder ausgeschickt und innerhalb kürzester Zeit war der Buchungsplan komplett voll. Die Leute freuen sich total drauf, dass sie wieder raus dürfen und sich sportlich am Tennisplatz betätigen können. Wie die Verordnung genau aussieht, können wir noch nicht sagen. Wir haben uns die sieben Punkte, die es in Deutschland gibt, schon letzte Woche durchgelesen. Ganz wichtig wird sein, dass die Leute vernünftig sind und Abstand halten.“
Elisabeth Habeler, TC Habeler&Knotzer Neudörfl
„Wir sind gut vorbereitet für das erste Mai-Wochenende. Ab da werden unsere Mitglieder die Möglichkeit haben wieder privat Tennis zu spielen. Die Meisterschaft wird wahrscheinlich mit verringerter Spielerzahl und ohne Doppel im Juni nd Juli gespielt. Es sollte außer Konkurrenz gespielt werden – also ohne Auf- und Absteiger.“
Walter Dobesch, UTC Bad Sauerbrunn
„Wir wollen unbedingt Meisterschaft spielen, auch wenn es vielleicht nur eine Lightversion ohne Auf- und Absteiger ist.“
Bernd Solga, Obmann TC Sankt Margarethen
„Natürlich sind wir froh, dass wir wieder spielen dürfen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es einen Sinn macht, Meisterschaft mit so vielen Auflagen zu spielen. Da wäre es vielleicht besser, wir pausieren. Für mich ist das Zusammensitzen nach dem Match auch sehr wichtig, das fällt ja auch komplett weg.“
Christian Haider, Vizepräsident TC Illmitz